geladener, 1-stufiger Architekturwettbewerb – Freiraumplanung, 1.Preis
Dorfdialog Perchtoldsdorf: „Marktplatz Neu“ Studie
Die Idee
Der gesamte Marktplatz gliedert sich im Wesentlichen in 4 Bereiche mit unterschiedlichen stadträumlichen Schwerpunkten und Aufenthaltsqualitäten und nimmt auch historisch Bezug auf ehemalige Grenzen. Die Begegnungszone erhält ein einheitliches Stadtparkett. Die Fahrbahn der Landstraße wird mit einem Betonbelag ausgeführt. Ausgenommen sind zwei Zonen, welche mit einer durchgehenden Pflasterung einerseits die Aufmerksamkeit aus verkehrstechnischer Sicht erhöhen und andererseits eine zusätzliche räumliche Fassung durch die einheitliche Gestaltung erzeugen. Der dadurch neu geschaffene zusammenhängende Stadtraum versteht sich auch als eine Ergänzung zum historischen Ensemble rund um die Burg und die Kirche.
Folgende Attribute können der neuen Begegnungszone zugeordnet werden – die Begegnung an sich (Kommunikation, Information), Austausch (einkaufen, debattieren), Aufenthalt (flanieren, Geschichten erzählen), Rituale (Feste feiern, temporäre Märkte abhalten) Verkehr (entschleunigter Ortsverkehr, Zubringerverkehr, Parkierung). Alle diese charakteristischen Eigenschaften finden ihre Schwerpunkte in den einzelnen Bereichen und ergeben die im Detail beschriebenen Aufenthaltsqualitäten.
Aufenthaltsbereich 1 – „Der Platz“
Die dem Burggarten vorgelagerte freie Fläche zwischen Gemeindeamt und Rathaus mit der markanten Pestsäule ist derzeit kaum als Platz spürbar. Der gesamte Bereich erhält eine durchgehende einheitliche Oberflächengestaltung. Der Belag wird auch über die Fahrbahn gezogen. Die zu den Gebäuden hin angrenzende Pflasterung (Bordüre) wird ebenso als Begrenzung zu den anderen Bereichen verwendet, so dass der Platz eine rundumlaufende Fassung erhält. Die Fahrbahn wird in einem leichten Bogen über den Platz geführt. Durch das Abrücken von den östlichen Gebäuden erhält das Gemeindeamt und die Post ein entsprechendes nutzbares Vorfeld. Die Fläche zwischen Rathaus und Fahrbahn kann teilweise als Parkierungsfläche in dafür bestimmte Zeiten und auch als Platz für temporäre Märkte und Veranstaltungen herangezogen werden. Die Kennzeichnung am Boden in diesem Bereich erfolgt mittels Alu- Markierungsnägel bzw. Alu-Markierungsknöpfen.
Insgesamt ist festzuhalten, dass diesem Vorfeld zum historischen Ensemble eine besondere Bedeutung zukommt – es stellt den entsprechenden räumlichen Übergang dar. Der Anforderung an den „freien Platz“ ist Rechnung zu tragen, schon alleine der Veranstaltungen wegen – Stichwort „Hiata-Einzug“. Der Grünraum wird durch eine neue Baumallee vor dem Gemeindeamt und der Post auf dem für diese Gebäude neu entstandenem Vorplatz erweitert. Die durch den gesamten Marktplatz durchführende Baumallee wechselt die Straßenseite, damit der freie Blick auf die Kirche gewahrt bleibt und der „Platz“einen zusätzlichen räumlichen Abschluss erhält.
Aufenthaltsbereich 2 – „Der erweiterte Burggarten“
Der Burggarten mit seinen prächtigen Bäumen vor der Kirche ist in diesem Bereich besonders stark spürbar. Der Grünraum soll in die Begegnungszone erweitert werden. Die neue Baumallee bildet einen Abschluss und wird ein Teil vom Garten.
Betonplatten kennzeichnen optisch die Fahrbahn. Die Begrenzung erfolgt durch Granitrandsteine mit Delta h=0, also bodengleich ausgeführt zum angrenzenden Pflaster. Der bestehende Schanigarten vor dem Café bzw. der Lokalität wird integriert. Ein Bereich mit besonderer Aufenthaltsqualität und angenehmer Atmosphäre entsteht.
Aufenthaltsbereich 3 – „Die Stadtlounge“
Zwischen dem unter Punkt 1 beschriebenen „Platz“ und der bestehenden „FUZO“ soll ein stadträumlicher Aufenthaltsraum entstehen – eine „Lounge“. Situiert gegenüber der Ladenzone und vor dem Pfarrheim. Der vorhandene Niveausprung wird aufgegriffen und mit höhenversetzten Grünbeeten versehen, welche gärtnerisch gestaltet werden. Die bestehenden Bäume sind Teil der Allee und können integriert oder durch Neupflanzungen ersetzt werden. Fixe Sitznischen laden zum Verweilen und Kommunizieren ein, gut sichtbar im Herzen der neuen Begegnungszone mit Blick auf das historische Ensemble.
Aufenthaltsbereich 4 – „Die bestehende FUZO“
Am südlichen Marktplatz befindet sich bereits ein verkehrsberuhigter Bereich, die sogenannte „FUZO“. Durch den Entfall der Querparker kann die dafür vorgesehene Fläche verbreitert werden. Vom verkehrsberuhigten Kreuzungsbereich Elisabethstraße mit dem durchgezogenem Pflaster bis hin zur unter Punkt 3 beschriebenen „Stadlounge“ sind kleinräumliche Aufenthaltsqualitäten, wie z.B. Lesen, entspanntes Spielen mit dem Wasser und Schanigärten vorgesehen. Am Kreuzungspunkt zur Elisabethstraße beginnt die Allee des Marktplatzes vom Süden her mit einem Baumkarree. Die 4 Bäume werden mit runden Beton-Pflanz-Beeten eingefasst und bieten mit den aufgebrachten Sitzflächen nahe dem offenen Bücherschrank eine ganz spezielle Ruhezone.
Parken, Verkehr und Fahrbahn
Der gesamte Marktplatzbereich bis zu den historischen Toren und zur Einmündung in die Wiener Gasse wird als Begegnungszone ausgewiesen. Im Bereich der historischen Tore sind Anrampungen auf Gehsteigniveau vorgesehen, welche durch ein Kleinsteinpflaster eine Erinnerung an den besonderen Ort darstellen können. Für die Fahrbahn ist grundsätzlich eine Waschbetonoberfläche vorgesehen, welche durch niveaugleiche Granitrandsteine begrenzt ist. Nur im Bereich des „Platzes“ und im Kreuzungspunkt zur Elisabethstraße wird das Pflaster durchgezogen und sorgt zusätzlich für erhöhte Aufmerksamkeit an diesen beiden Orten.
Die Parkierung erfolgt entlang der Fahrbahn längs und in der am „Platz“ dafür ausgewiesenen Flächen. Dadurch ergibt sich eine Anzahl von 55 Stellplätzen innerhalb der Begegnungszone. Die derzeit bestehenden Ladezonen kommen zu diesem Flächenangebot noch dazu. Fahrradabstellplätze sind im gesamten Bereich verteilt und müssten im Zuge einer weiteren Planung genauer definiert werden. Das Nextbike Mietsystem ist im Bereich der „FUZO“ vorgesehen. die Bushaltestellen bleiben an den bereits dafür vorgesehenen Standorten.
Materialien und Möblierung
Der gesamte Marktplatz erhält ein sogenanntes Stadtparkett mit einem in linearen Bahnen verlegten Muster, in unterschiedlichen Breiten und Längen mit drei Farbtönen. Diese einheitliche und durchgehende Gestaltung ermöglicht auch eine bessere Wahrnehmung des historischen Ensembles rund um Kirche und Burg. Das Betonsteinpflaster ist in der Oberfläche feingestrahlt und diamantgebürstet und kann in warmen Farbtönen abgestuft werden. Die Fahrbahn der Landstraße erhält bis auf zwei Bereiche eine Betonoberfläche, die Randbegrenzungssteine sind aus Granit, niveaugleich mit den angrenzenden Oberflächen verlegt. Für die Stufen und Mauern im Umfeld der Stadtlounge sind helle sandgestrahlte Betonfertigteile vorgesehen, die ein weiteres Element zur Pflasterung darstellen. Die Holzauflagen für die Sitzflächen werden aus witterungsbeständigen Hölzern (zB Lärche) gefertigt. Die Fahrradständer sind mit Holz belegt, so dass sie auch als Anlehnbügel verwendet werden können.
Schaubild
Mag.art Erich Höll
Auftraggeber
Marktgemeinde Perchtoldsdorf
Leistung und Projektdaten
Planung – Wettbewerb
Freiraumplanung
ca. 8.000 m²
Team
Wolfgang Weidinger
Hanna Pieber
Mihaela Milosevic
Stefan Pichler
Erich Höll